Den Mann, den sie heute 'Papa' nennt, kannte Hannelore Gabor 18 Jahre lang nicht. Als sie eine Adresse wusste, setzte die Schülerin auf den Überraschungseffekt: Sie fuhr nach Österreich und wartete mit einem flauen Gefühl im Bauch vor dem Haus einer wildfremden Uhr
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'Mein größter Wunsch war immer, einmal in meinem Leben meinen Vater zu treffen. Ich hatte nie gehofft, längerfristig Kontakt mit ihm zu haben, hatte gedacht, dass er mich vielleicht gar nicht haben will. Aber ich wollte ihm einmal in die Augen blicken. Das war mir wahnsinnig
Meine Mutter und mein Vater lernten sich kennen, nachdem sie beide aus Rumänien nach Österreich geflohen waren. Mein Vater hatte schon damals eine Frau und Kinder, trotzdem verliebten sie sich. Doch dann erhielt meine Mutter die Chance, weiter nach Deutschland zu ziehen, während mein Vater vorerst in Österreich bleiben musste. So trennten sich also ihre
Wochen später rief meine Mutter noch einmal bei ihm an, sagte ihm, dass sie schwanger sei. 'Mach das Beste daraus', meinte er. Danach riss der Kontakt zwischen meinen Eltern komplett ab. Meine Mutter wusste nicht, ob mein Vater in Österreich geblieben oder gar nach Rumänien zurückgekehrt war. Er hingegen erfuhr nie, ob sie mich, ihr gemeinsames Kind, überhaupt bekommen
Doch das hatte sie, und ich war es gewohnt, ohne Vater aufzuwachsen. Mir hat nichts gefehlt. Trotzdem war da immer dieser Wunsch, ihn eines Tages zu treffen. Meine Mutter war damit einverstanden. Gemeinsam suchten wir ihn eine lange Zeit über das Internet, erfolglos. Eine Freundin meiner Mutter aber stieß letztes Jahr eher zufällig auf seine Adresse - er wohnte noch in
Die Familie war skeptisch
Mir war sofort klar, dass ich zu ihm fahren würde. Ich wusste, dass er eine andere Familie hat, und befürchtete deshalb, dass er mich nicht akzeptieren würde. Aber wie gesagt: Ich wollte ihn nur einmal sehen, koste es, was es
Ich bequatschte meine Tante, mit mir zu ihm zu fahren. Doch sie war skeptisch. Ich könne nicht einfach bei ihm auftauchen, ich wüsste gar nicht, wie er oder seine Frau reagieren würden. Sie wollte einen Brief schreiben. Mir war das zu unpersönlich. Wir einigten uns darauf, dass wir nach Österreich fahren und ihm den Brief übergeben würden. In dem Brief schilderten wir die Geschichte, erklärten ihm, wer ich
In den Herbstferien war es dann so weit: Zu zweit setzten wir uns ins Auto und fuhren ins Ungewisse. Stunden später mieteten wir ein Zimmer in einem Gasthof und fuhren zu seinem Haus. Er war nicht da, also warteten wir. Jedes Mal, wenn ein Auto anhielt und jemand ausstieg, klopfte mein Herz bis zum Hals. Als es langsam dunkel wurde, sagte meine Tante, es sei an der Zeit, zurück zu fahren. 'Okay, lass uns nur noch schauen, wer in dem Auto sitzt, das da kommt', bettelte ich. Und tatsächlich: Der Mann, der aus dem Auto stieg, ging zu dem Haus, in dem mein Vater
Ich hatte nur noch einen Gedanken: Ist er das?
Er sah ärgerlich aus
Meine Tante stieg aus, ging zu ihm und gab ihm kurzerhand den Brief. Dann kam sie zurück ins Auto und bestätigte mir, dass er es war. Neugierig beobachtete ich ihn. Auf einmal kam er im Stechschritt auf unser Auto zu, irgendwie sah er ärgerlich aus, und ich bekam es ein wenig mit der Angst. Wie würde er jetzt reagieren?
Meine Tante stieg nochmal aus, und er fragte, ob ich das im Auto sei. Er wollte, dass ich aussteige. Langsam öffnete ich also die Tür und ging ums Auto herum und blickte zum ersten Mal dem Mann in die Augen, der mein Vater ist. Seine Züge wurden weicher, er lächelte und nahm meine Hände in seine. War ich erleichtert! Er sagte, dass es ihm Leid tue, mich erst jetzt kennen zu lernen. Aber er hatte nie gewusst, wie und wo er mich finden sollte. Und er sagte: 'Ich hab dich lieb!' Dann lagen wir uns weinend in den Armen. Ich war
Am Tag darauf trafen wir ihn in dem Gasthof, in dem wir für ein paar Tage wohnten. Eigentlich dachte ich, wir hätten uns nach 18 Jahren wahnsinnig viel zu erzählen, doch anfangs wussten wir beide gar nicht, was wir sagen sollen. Mit der Zeit entdeckten wir aber, dass das schon eine von vielen Gemeinsamkeiten war: Wir sind beide sehr ruhige Menschen. Überhaupt stellte ich eine wahnsinnige Ähnlichkeit zwischen uns fest, die ich zwischen mir und meiner Mutter nie gefunden hatte. Das fühlte sich gut
Auf jeden Fall wollte mein Vater den Kontakt zu mir beibehalten, mich als seine Tochter annehmen. Damit hätte ich nie gerechnet. Heute telefonieren wir regelmäßig und in den Sommerferien werde ich wieder einige Tage mit meiner Tante zu ihm nach Österreich fahren. Seine andere Familie habe ich bis jetzt nicht kennen gelernt, aber er meint, das wird
Ich bin froh, jetzt einen Vater zu haben. Vielleicht war es die beste Entscheidung meines Lebens, ihn zu